Die Will Bräu - Geschichte und Entwicklung

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Im 9. Jahrhundert ließen die geistlichen Herren aus dem Hochstift Fulda ein Wirtshaus samt Braustätte im schönen Döllbachtal errichten. Das Brauhaus diente als Station zu den Hammelburger Besitzungen und Weinbergen, welche damals dem Hochstift Fulda (=Fürstbistum) gehörten. Die dortigen Brau-Erzeugnisse waren in der damaligen Zeit ausschließlich als „Privatgetränk“ für die hohen Herren des Hochstifts sowie die verbundene Schankwirtschaft bestimmt. Die Ortschaft Motten entstand erst später im Laufe der Zeit „rund um die Wirtschaft“. Damals zählte die „Hochstiftliche Fuldische Amtsbrauerei" in Motten zu den großen Besitztümern der Fuldaer Fürstbischöfe.

Im Jahre 1791 kaufte Johann Georg Will die „Fürstlich-Fuldische Amtsbrauerei nebst Wirtshaus" von dem damaligen Fürstbischof Adalbert von Harstall und begründete somit den Anfang einer über 200jährigen Familientradition der Will Bräu in Motten. Dieses ehrwürdige Ereignis ist in der rechts stehenden Urkundenschrift festgehalten, in der es wörtlich heißt:

"Hofkammer: Actum Fulda auf Hochfürstlicher Hof- und Renthkammer den 12ten Dezember 1791 zu Folge anliegenden Wochenblats wurde die Herrschaftliche Wirtschaft zu Motten mit denen vorhin vestgesetzten Bedingungen zur öffentlichen Versteigerung mit dem von Johann Georg Will zu Motten darauf geschehenen Gebot zu 6000 fl. Kaufschilling und 100 fl. Jährlich ständigen Erbzinns und Ackzig öffentlich ausgeboten, und zu allenfallsig ferneren Gebot die heutige Tagfarth anberaument.

Obgleich man aber bis nach 12 Uhr diesen Termin offen behalten: So erschiene doch weiter Niemand, als der gedachte Will mit seinem Vetter Valentin, Kump von Petersberg, deme dann sofort für das beschehene Gebot und die von demselben bereits vorhin ackkordirte Bedingungen der Zuschlag geschahe und Klück gewünschet wurde."

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Nach 1900 wurde das Will Bier auch an fremde Gaststätten geliefert und erfreute sich zunehmender Beliebtheit. Die positive Entwicklung endete während des 1.Weltkriegs, als 1919 der Braubetrieb infolge des Rohstoffmangels eingestellt werden musste. Während des Krieges wurde sämtliches Brauereiinventar demontiert oder zerstört. Nach 7 Jahren Stillstand nahmen 1926 die Witwe Theresia Will und Sohn Karl den Braubetrieb unter mühsamsten Bedingungen wieder auf. Langsam ging es mit der Brauerei aufwärts.

Doch ein erneuter Rückschlag war der 2. Weltkrieg und die Kriegsgefangenschaft von Karl Will. Nach seiner Heimkehr wurde die Brauerei unter Treuhandverwaltung gestellt. Erst 1948 erhielt er den stark heruntergewirtschafteten Familienbetrieb zurück und leitete die Geschicke der Brauerei zum Guten. Die Jahrzehnte 1950 und 1960 waren geprägt von dem unternehmerischen Geist der Familie Will. Als 1952 Bier als Grundnahrungsmittel aus der staatlichen Preisbindung genommen wurde, konnte der dringend benötigte Aufstieg endlich beginnen.

Erhebliche Investitionen und mutige Entscheidungen wurden mit großem Erfolg und dem Entstehen einer hochmodernen Brauerei belohnt. So wurde für das Mottener Bier, welches bis 1900 noch in einem außerhalb des Ortes liegenden Bodenkeller und später in den tiefen Kellern der Brauerei mühsam eingelagert wurde, im Jahre 1955 ein hochmoderner, 24 Meter hoher Lagerkeller mit konstanter Kühlung gebaut.

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Dieses Lagerkellerhochhaus musste dann sogar innerhalb kürzester Zeit von 4 auf 7 Stockwerke ausgebaut werden, um die wachsenden Biermengen optimal lagern und die enorm steigende Nachfrage bedienen zu können.

Zu ihrem 175. Jubiläum im Jahre 1966 hatte sich die Will Bräu zu der drittgrößten Privatbrauerei in Bayern mit 210 Mitarbeitern sowie einem Fuhrpark von 21 Lastzügen entwickelt. Für die damalige Zeit bedeutete dies einen rasanten Aufschwung einer ehemals kleinen Landbrauerei, welche nunmehr erfolgreich mit dem Slogan "Ich will Will ..." fast die gesamte Bundesrepublik mit ihren Bieren bediente.

Bereits 1953 wurde mit dem Sudhaus das Herzstück der Brauerei erneuert und vergrößert. In 1961 und 1963 wurde erneut die Kapazität des Sudhauses entsprechend der stetig steigenden Nachfrage erweitert. Danach waren nicht mehr Mengensteigerungen, sondern Qualitätsver­besserungen und Energieeinsparungen ausschlaggebend für weitere Investitionen.

So wurde insbesondere in den 80er Jahren umfangreich in die Modernisierung der Brautechnik investiert. Zuletzt wurde 2005 mittels neuer Sudkesseltechnik das Schonkochverfahren eingeführt. Der Sud wird nunmehr schonend auf nur noch 98 ºC erhitzt. Eine für die wertvollen Mineralien und Vitamine schädliche Kochung ist nicht mehr erforderlich. Dies tut unserem Bier und auch der Umwelt gut! In den letzten Jahren konnte hierdurch eine Energieeinsparung im Sudhaus von über 50 % erreicht werden. Da freut sich der Biertrinker sowohl über die Schonung der natürlichen Zutaten als auch der immer knapper werdenden Ressourcen.

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Ebenso wie das Sudhaus und die Keller konnte die bis dato noch manuelle Flaschenabfüllung bald die stetig steigende Nachfrage nach Flaschenbier nicht mehr bedienen. Daher wurde erstmals in 1958 ein automatischer Flaschenverschließer mit einer Leistung von rund 10.000 Flaschen je Stunde installiert.

Dieser war aber bereits nach wenigen Jahren in seiner Leistung zu gering und wurde schon 1962 durch eine modernere Flaschenfüllerei mit einer Leistung von 24.000 Flaschen je Stunde ersetzt. Die aktuell im Füllbetrieb eingesetzte Anlage bietet mit einer Leistung von 28.000 Flaschen je Stunde ausreichend Kapazität. Durch die kontinuierliche Erneuerung der Einzelanlagen wurde dem Fortschritt der letzten Jahre entsprochen, sodass die Flaschenabfüllung auf dem heutigen Stand der Technik erfolgt. Zuletzt wurde in 2007 mit einer hochmodernen, Wasser und Reinigungsmittel sparenden Flaschenwaschmaschine ein großer Modernisierungschritt vollzogen.

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Ergänzend wurde die Anlage im Jahre 2008 mit einem neuen energiesparenden Tunnelpasteur ausgestattet. Dieser dient zur Haltbarmachung der Biermischgetränke, alkoholfreien Biere und der zuckerhaltigen Erfrischungsgetränke (Malztrunk, Original Spezi, Libella Limonaden). Durch das schrittweise, schonende Erwärmen der durchlaufenden Flaschen auf ca. 75°C wird gewährleistet, dass diese Produkte wie die Biere (die allerdings nicht pasteurisiert werden!) ebenfalls eine gute Haltbarkeit aufweisen.

Bis Mitte der 60er Jahre wurde bei der Will-Bräu das Fassbier ausschließlich in Holzfässer gefüllt. Zumeist in der heute kaum vorstellbaren Füllmenge von 100 Litern - üblich sind heute meist 30 Liter-Fässer. In ca. 1970 erfolgte hinsichtlich der Fassbierabfüllung eine Umstellung auf Aluminiumfässer mit „Stechdegen“. Diese Fässer waren wesentlich leichter zu reinigen und auch vom Gewicht leichter zu handhaben und ermöglichten dank des „Stechdegens“ das Zapfen mit externer Kohlensäure. Dies war ein echter Meilenstein für die Fassbierfrische, da hierdurch in der Bierleitung ein (Gegen-) Druck entsteht und so verhindert werden kann, dass die natürliche, im Bier gebundene Kohlensäure entweicht und Spritzigkeit verloren geht.

Seit 1992 werden ausschließlich Edelstahlfässer mit Keg-Anstich eingesetzt. Das moderne Keg-Ventil ersetzte den Stechdegen, ist leichter zu reinigen und reduziert somit das Risiko des Verkeimens des frisch angestochenen Fasses.

Und auch in den folgenden Jahren haben wir kräftig in die Zukunft der Brauerei und die Biere der Region investiert: Die moderne Entalkoholisierungsanlage aus dem Jahre 2013 ermöglicht es uns, alkoholfreie Biere besonders schonend und überzeugend im Geschmack herzustellen. Dank dieser Technik partizipieren wir an dem stetig wachsenden Markt für alkoholfreie Biere. Unsere Produkte erfreuen sich einer äußerst erfolgreichen Entwicklung in diesem zukunftsträchtigen und wachstumsstarken Markt.

Nach dem Tod von Helmut Will, dem Sohn von Karl Will, wurde die Will Bräu im Jahre 1987 von der benachbarten Familienbrauerei in Fulda, der damaligen Hochstift Bräu, übernommen. Sowohl die Zusammengehörigkeit dieser beiden Regionalbrauereien als auch die gemeinsamen hochstiftlichen Wurzeln waren 1994 der Anlass für die Umfirmierung in die heutigen Namen "Hochstiftliches Brauhaus in Bayern" und "Hochstiftliches Brauhaus Fulda". Dieser Zusammenschluß wurde 1997 um die Riedeselsche Burgbrauerei Lauterbach samt Auerhahn Bräu Schlitz erweitert.

Mit Zuversicht blickt diese Familie in die Zukunft für ihre regional gebrauten und beheimateten Biere. Wir sind unserer Heimat und ihren Menschen fest verbunden. Unser großes Sortiment zeugt von unserer Liebe zu regionalen Bierspezialitäten, welche jedem Biergeschmack gerecht werden können.

Lassen Sie sich überzeugen und informieren Sie sich auf der Seite "unsere Biere" über unsere regionalen Brau-Spezialitäten.

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